10 Fragen für den perfekten Lawinenrucksack

Die Anzahl der Produzenten und damit die Anzahl der Lawinenrucksack-Lösungen nimmt jedes Jahr zu. Die umfangreichen Neuheiten der Saison 2016/2017 sind in diesem Artikel ersichtlich.

Das große Angebot ermöglicht eine genaue Abdeckung unterschiedlicher Bedürfnisse wie beispielsweise Volumen, Zubehör, Transportierbarkeit oder Kombinierbarkeit.

Mit diesem Artikel wollen wir anhand von zehn Fragestellungen eine Entscheidungshilfe für den „perfekten“ Lawinenrucksack geben.

10 Fragen für den perfekten Lawinenrucksack

  1. Was ist deine bevorzugte Tourenlänge?

Je nachdem wie lange deine Touren in der Regel dauern, solltest du einen passenden Lawinenrucksack/Lawinenairbag auswählen. Eine Einteilung von Rucksäcken kann dabei in Freeride/Eintagestouren, Mehrtagestouren oder in den professionellen Bereich wie beispielsweise Berg-/Skiführer getroffen werden.

Dabei unterscheiden sich die Lawinenairbags nicht nur anhand des Volumens des Rucksacks, sondern auch hinsichtlich der Ausstattung. Für den Freeride-Bereich ist beispielsweise bei den Anbietern ABS und neuerlich bei Ortovox ein Rückenprotektor integriert.

Für Freerider, wo besonders Wert auf das Gewicht und kompakte Maße gelegt wird, haben folgende Anbieter spezialisierte Produkte im Angebot: ABS, Ortovox und Mammut.

Mehrtagestouren stellen die häufigste Produktkategorie dar und somit haben alle Produzenten Angebote für dieses Segment.

Im professionellen Bereich oder für sehr lange Touren, wo vor allem die Ausstattung und das große Volumen der Rucksäcke eine Bedeutung haben, haben folgende Anbieter spezielle Lawinenairbags im Angebot: ABS, Black Diamond und Mammut (soweit 30 Liter Volumen für den professionellen Einsatz genug sind).

  1. Bist du häufig mit deinem Lawinenrucksack im Flugzeug unterwegs?

Der Transport von Lawinenrucksäcken im Flugzeug mit integrierten Kartuschen stellt ein großes Problem dar. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen ist bei vielen Fluglinien ein Transport nicht möglich.

Sollte man öfter mit dem Flugzeug (inklusive Lawinenrucksack) unterwegs sein, bietet sich vor allem das JetForce System von Black Diamond an. Mit diesem System ist ein problemloser Transport aufgrund des Befüllungsmethode mittels Düsengebläse gewährleistet.

Alternativ zum Kauf eines Systems von Black Diamond oder Arcteryx (hat ab der Saison 2016/2017 ein sehr ähnliches System wie Black Diamond im Angebot) stehen verschiedene Möglichkeiten zur Mitnahme eines Rucksacks mit „traditioneller“ Auslösung zur Verfügung.

Eine Möglichkeit ist es, komplett auf die Mitnahme von Kartuschen zu verzichten und diese am Zielort zu erwerben bzw. zu mieten. Eine andere Möglichkeit ist die Mitnahme von leeren Kartuschen, welche am Zielort befüllt werden.

  1. Möchtest du ein flexibles System haben?

Wenn sich Frage 1 nur sehr schwierig beantworten lässt, dann kann ein flexibles System Abhilfe schaffen. Das heißt, die Tourenlänge und/oder das Einsatzgebiet ändern sich immer wieder, dann sollte man sich für ein anpassbares System entscheiden.

Diese Systeme haben den Vorteil, dass die Auslöseeinheit (stellt in der Regel das teuerste Bestandteil eines Lawinenrucksacks dar) mit anderen Rucksäcken kombiniert werden kann. So kann beispielsweise für einen Freeride-Tag der sehr kleine Rucksack mit geringem Volumen gewählt werden.

Für einen Tag mit mehreren Übernachtungen kann die Auslöseeinheit mit einem Rucksack mit großem Volumen und Ausstattung kombiniert werden.

Flexible Systeme haben v.a. folgende Produzenten im Angebot: ABS (auch mit anderen Partnern), Mammut (mit Mammut internen Rucksäcken) und Scott (auch mit anderen Partnern).

  1. Wie wichtig ist für dich das Ausprobieren/Training vor einem eventuellen Ernstfall?

Um für den Ernstfall optimal gerüstet zu sein kann es von Vorteil sein, Trainingsauslösungen der Airbags durchzuführen. Je nachdem wie wichtig solche Probeauslösungen für dich sind, könnten Lösungen mit problemlosen Trainingsauslösungen eine gute Option sein.

Aktuell können Probeauslösungen (ohne zusätzlicher Befüllung von Kartuschen durch Fachbetriebe) von diesen Herstellern/Systemen durchgeführt werden: Black Diamond JetForce, Ortovox Avabag oder Arcteryx.

  1. Welchen Stellenwert hat das Gewicht deiner Ausrüstung für dich?

Wenn das Gewicht ein wichtiger Faktor für dich ist, dann wird vor allem die Gruppe der Lawinenrucksäcke mittels Gasbefüllung (Kartuschen) für dich interessant sein. Bei den Kartuschen sind die Carbon-Kartuschen auf Gewicht optimiert, welches sich jedoch auf den Preis niederschlägt.

Das leichteste System bietet aktuell Ortovox, weitere Anbieter von leichtgewichtigen Lawinenrucksäcken sind ABS, Mammut (auch mit der Lawinenrucksack-Weste) und Scott.

  1. Wie viel willst bzw. kannst du für deinen Lawinenrucksack ausgeben?

Aktuell liegt die Preisspanne für Komplettsystemen von Lawinenairbags zwischen ungefähr 500 und 1.100 €. Auch für das geringere Budget sind hervorragende Lösungen vorhanden, etwaige Abstriche müssen hinsichtlich Ausstattung bzw. Flexibilität gemacht werden.

In der Preisspanne ganz oben angesiedelt sind aktuell die JetForce-Lösungen von Black Diamond und PIEPS, dafür ist bei diesen Lösungen ein problemloser Transport im Flugzeug möglich und Probeauslösungen können durchgeführt werden.

  1. Bist du häufig in größeren Gruppen unterwegs?

Wenn ja, dann könnte eine Fern- bzw. Fremdauslösung von ABS eine deutliche Sicherheitsverbesserung darstellen. In einer gefährlichen Situation oder bei Abgang einer Lawine könnte zum Beispiel der Bergführer eine Auslösung veranlassen.

Für unerfahrenere Personen stellt eine solche Situation einen großen Schreckensmoment dar und eine entsprechende Reaktion erfolgt nicht oder nur deutlich verzögert.

  1. Bist du v.a. beim Freeriden im schwierigen Gelände anzutreffen?

Beim Freeriden im schwierigen Gelände hat sich der Rückenprotektor als eine große Hilfe zur Verbesserung der Sicherheit des Rückens und der Wirbelsäule erwiesen. Bei einigen Lösungen ist ein Rückenprotektor bereits in den Lawinenrucksack integriert.

Durch die Integration in die Lawinenrucksack-Lösung vermeiden die Freeride-Rucksäcke mögliche Störungen zwischen den beiden einzelnen Sicherheitsvorkehrungen. Anbieter von integrierten Rückenprotektoren in den Lawinenrucksäcken sind Scott, ABS und Ortovox.

  1. Wie viel Einfluss möchtest du bei der Auswahl der einzelnen Komponenten des Lawinenrucksacks haben?

Einige Hersteller erlauben eine umfangreiche Individualisierung des Lawinenrucksack-Systems. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Hersteller ABS, welcher mit Hilfe des Baukasten-Systems eine starke Anpassung der Bedürfnisse des Benutzers anbietet.

Bei ABS ist eine Auswahl aus verschiedenen Auslöseeinheiten, den sogenannten Zip-Ons (Rucksäcke), den Kartuschen und optionalen Zubehör wie beispielsweise Rückenprotektor oder Helmnetz möglich.

  1. Wie wichtig ist für dich Tradition von Herstellern?

Solltest du beim Erwerb von sensiblen Gegenständen wie Sicherheitsausrüstung vor allem auf traditionelle Hersteller Wert legen, dann könnte der Hersteller ABS als absoluter Pionier eine gute Wahl sein.

Mit der jahrelangen Erfahrung dieses Herstellers kann keiner der anderen Produzenten mithalten. Im Sicherheitsbereich ist auch der Anbieter von Gesamtlösungen Ortovox ein Pionier, die Gesamtlösungen im Bereich Lawinenrucksäcke dieses Herstellers werden jedoch ab der Saison 2016/2017 angeboten.

Fazit

Durch die Vielzahl der angebotenen Lawinenrucksäcke kann eine sehr gute Abdeckung unterschiedlicher Bedürfnisse von Freeridern, Tourengehern und Snowboarder realisiert werden.

Wichtige Punkte, welche auf jeden Fall für eine optimale Abdeckung berücksichtigt werden sollen sind folgende:

  • Anzahl von Flugreisen mit dem Lawinenrucksack
  • Tourenlänge bzw. häufig variierende Länge
  • Budget für die Anschaffung eines Lawinenrucksacks
  • Bedeutung der möglichen Kombinierbarkeit
  • Bedeutung des Gewichtes der Tourenausrüstung

Durch die Beantwortung dieser Punkte und der oben angeführten Fragestellungen kann ein (teurer) Kauf eines Lawinenrucksacks optimal angepasst an die individuellen Bedürfnisse erfolgen.